Wie alt ist Ahrensdorf wirklich? – Teil 2

Eine Erklärung für den Namen unseres Dorfes ist die Ableitung vom männlichen Vornamen Arnold. Arnolds Dorf, damals Arnoldsdorpe. Diese Erklärung ist weit verbreitet und wird gern zitiert. Leider liest und hört man aber nirgendwo, was für ein Arnold das gewesen sein könnte.

Nachfolgend zumindest ein überprüfenswerter Ansatz.

Wie in Teil 1 schon erwähnt, gilt die Gründung unseres 4 km Luftlinie entfernten Nachbardorfes Gröben als askanische Siedlung für das Jahr 1170 als gesichert. Gegründet wurde Gröben durch die Familie des märkischen Uradelsgeschlechts von der Groeben; in der Literatur auch Groben oder Grobene. Und hier wird es interessant. Es lohnt sich für diese Zeit mal einen genaueren Blick auf die heute noch bekannten Familienmitglieder zu werfen, die in infrage kommender Region damals aktiv waren.

Beginnen wir bei Liuder von der Groben. Einige (vage) Quellen nehmen für ihn das Jahr 1100 als Geburtsjahr an. Er scheidet durch seinen Tod vor 1166 als Gründer von Gröben und Ahrensdorf zwar aus, könnte aber ein Urahn eines möglichen Gründers sein. Luiders Sohn war – sieh an, sieh an – Arnold von der Groben. Für ihn wird die Geburt um 1135 und ein Todesdatum nach 1168 angenommen. Urkundlich wird er für das Jahr 1156 als Zeuge der Übertragung von Gütern an das Kloster Ilsenburg auf dem Landgerichtstag von Wörbzig erwähnt. Beurkundet wurde die Übertragung von Albrecht (Adalbert) von Aschersleben, Graf der Grafschaft Aschersleben, 5. Sohn unseres ersten Markgrafen Albrecht dem Bären und somit liegen der Graf und Liuder im Dunstkreis derer, die die askanische Landnahme betrieben.

1170, das Jahr der Gründung Gröbens, liegt nach 1168 und könnte somit also auch schon nach dem Tode Arnolds liegen. Die Angabe „nach 1168“ als Todesjahr dürfte auf die letzte bekannte urkundliche Erwähnung Arnolds zurückzuführen sein. Er kann also noch etliche Jahre gelebt haben, taucht aber in keiner heute bekannten Urkunde mehr auf. Immerhin wäre Arnold, wenn 1135 als Geburtsjahr stimmt, 1170 erst 35 gewesen. Damals schon nicht mehr ganz jung, aber eben auch noch nicht all zu alt. Wenn Heinrich von der Groben tatsächlich – wie angenommen – erst 1165 geboren wurde, wird er wohl kaum als Fünfjähriger einen Ort gegründet haben und so könnte sein Vater, Arnold von der Groeben zumindest der Gründer Gröbens gewesen sein.

An dieser Stelle könnte man also schon mutmaßen, das Gröben und Ahrensdorf von ein und der selben Person gegründet worden sein könnte.

Gröben würde dann nach dem Nachnamen des Gründers benannt und Ahrensdorf nach dem Vornamen. Dies würde in gewisser Weise auch eine Zugehörigkeit anzeigen. Das Dorf des Arnold von der Groben aus Gröben.

Dies beweist noch lange nicht, daß Ahrensdorf tatsächlich gleichzeitig mit oder kurz nach Gröben gegründet wurde. Als Gründer Ahrensdorfs kommen, wenn man eine Gründung durch einen der Herren von Groben annimmt, ebenso Arnolds Sohn Heinrich sowie Arnolds Enkel Arnold infrage. Das alles sind nur Vermutungen und Möglichkeiten, deren Überprüfung aber ganz sicher interessante Erkenntnisse zur Heimatgeschichte bringen.

Ein weiterer Punkt ist die Frage, wie Ahrensdorf an Heinrich von Stegelitz kam, der das Dorf 1242 an das Kloster Lehnin übertrug. Und auch hier finden sich Anhaltspunkte.

Heinrich von der Groeben hatte ebenfalls einen Sohn Namens Arnold. Nach wieder nur vagen Quellen wird der Tod Heinrichs für nach 1190 angenommen; wahrscheinlich taucht auch er da letztmalig in einer heute noch bekannten Urkunde auf. Die Geburt seines Sohnes Arnold von der Groben wird für das Jahr 1200 angenommen. Sein Todesdatum wird mit „nach dem 7. März 1232“ angegeben. Dieses Datum ist ganz sicher auf eine Urkunde zurückzuführen, die auch belegt, das sich die Familie von der Groben, zumindest aber Arnold von der Groben und Heinrich von Stegelitz gekannt haben müssen.

Im März 1232 verfügen die Markgrafen Johann I. und Otto III., daß „Spandow“ sich auf eigene Kosten eine Flutrinne errichten darf. Zeugen sollen u.a. Arnold von (der) Groben und Heinrich von Stegelitz gewesen sein. Im Buch „Diplomatische Geschichte und Beschreibung der Stadt und Festung Spandow“ von Johann Ludewig Dilschmann, Konrektor der Stadtschule Spandau aus dem Jahre 1785 wird der Wortlaut der dies vermeintlich belegenden Urkunde abgedruckt.

Rot: Ankündigung der Nennung der Zeugen – Gelb: die hier relevanten Zeugen
Quelle:
„Diplomatische Geschichte und Beschreibung der Stadt und Festung Spandow“ von Johann Ludewig Dilschmann, Konrektor der Stadtschule Spandau aus dem Jahre 1785
links: Latein, rechts: Deutsch
zu berücksichtigen: die untenstehende Anmerkungen zur Authentizität

Vorerst abschließend könnten sich hierzu also folgende Thesen zur Gründung bzw. zum Gründer Ahrensdorfs ergeben:

  1. Arnold (I) von der Groben gründet 1170 Gröben und gleichzeitig oder etwas später auch Ahrensdorf – also evtl. schon ab 1170. Er benennt beide Orte nach sich selbst.
  2. Arnold (I) von der Groben gründet 1170 Gröben, sein Sohn Heinrich gründet mit oder nach der Geburt seines Sohnes Arnold Ahrensdorf –
    dann vermutlich ab 1200 – und benennt es nach dem Vornamen seines Sohnes
  3. Arnold (I) von der Groben gründet 1170 Gröben. Sein Enkel Arnold (II) von der Groben gründet Ahrensdorf und benennt es nach sich selbst – evtl. und ganz vage ab 1220 aber deutlich vor 1242. (siehe Teil 1)
  4. In allen drei Szenarien könnte Ahrensdorf an einen* Heinrich von Stegelitz übertragen worden sein. Bei 1. Wenn da schon ein mündiger Heinrich von Stegelitz im Dunstkreis derer von Groben existierte. Dann durch Arnold I. Bei 2. durch Heinrich oder deutlich später durch Arnold II. Bei 3. durch Arnold II.
  5. Möglich wäre natürlich auch, daß ein Vorfahre Heinrich von Stegelitz` Arnold hieß und dieser Ahrensdorf gründete, dann vielleicht sogar wieder gemeinschaftlich, abgestimmt und gleichzeitig mit den Gründungsaktivitäten derer von Gröben 4 km westlich. „Heinrich“ und „Arnold“ schienen damals, wie die Namen derer von der Groben belegen, stark im Trend zu sein. Aber für einen Arnold von Stegelitz gibt es derzeit keine Belege. Außerdem fehlte bei einer Namensgebung aufgrund des Vornamens eines Arnold von Stegelitz dann der „besitzanzeigende“ Bezug, wie er bei einer Gründung durch die Familie derer von Groben durch das Nahe gelegene Dorf „Groben“ gegeben wäre.

*Die Quellenlage zu Heinrich von Stegelitz ist recht dünn. Ein Heinrich von Stegelitz ist für das Jahr 1197 urkundlich erwähnt und für das Jahr 1269 ist die Gründung eines Dorfes Namens Stegelitz in der Uckermark durch einen Heinrich von Stegelitz belegt. Fraglich könnte sein, ob es sich hierbei um ein und die selbe Person handelt. Sollte es sich beim Heinrich von Stegelitz von 1269 um den selben Heinrich handeln, der auch 1242 Ahrensdorf an das Kloster Lehnin übertrug, könnte eine Übertragung Ahrensdorfs an Heinrich unter Arnold I eher unwahrscheinlich sein – aber nicht unmöglich. Heinrich hätte aber hierfür bei der Besitzahme Ahrensdorfs noch sehr jung und bei der Gründung in der Uckermark schon sehr alt sein müssen. Sollte es sich hierbei aber um zwei verschieden Heinrichs handeln, also Vor- und Nachfahren, kämen alle drei Szenarien durchaus infrage.

Wie auch immer. Bis man eine der Thesen urkundlich belegen kann, bleibt uns nur das Jahr 1242 als Bezugspunkt unserer Jubiläen. Sollten alle Thesen widerlegt werden, dann sowieso…..

Wie alt ist Ahrensdorf wirklich? – Teil 1
Wie alt ist Ahrensdorf wirklich? – Teil 3